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Dramaturgie am Goetheanum

Die Goetheanum-Bühne ist  ein vielfältiger Veranstaltungs- und Konferenzort, mit festem Eurythmie-Ensemble. Zurzeit gibt es kein permanentes Schauspielensemble. Bei Eigenproduktionen werden im Bereich Schauspiel daher Projektensembles gebildet. Das ist auch bei der Neuinszenierung von Goethes Faust der Fall. Zu den wichtigsten Aufgaben des Schauspiels zählen die Inszenierung von Rudolf Steiners "Vier Mysteriendramen" und von Goethes Faust.

Das Goetheanum verdankt seinen Namen Rudolf Steiners intensiven Auseinandersetzung mit Goethes Werk. Am Goetheanum spielt Goethes Lebensleistung das ganze Jahr (per anum) eine Rolle. Die Namensgebung mag auch vom 1874 in Basel eröffneten Bernouillianum inspiriert worden sein. "Das Bernoullianum war eines der ersten, für damalige Verhältnisse perfekt ausgestatteten Spezialgebäude für Physik, Chemie und Astronomie." Rudolf Steiner strebte nach einem Spezialgebäude oder Campus für Anthroposophie. 

Trotz dieses klaren Bekenntnisses zu Goethe lässt sich weder bei Goethe selber noch in der Rezeption von Steiner eine selbstständig erarbeitete Dramaturgie zu Faust oder eine allgemeinere Goetheanum-Dramaturgie feststellen. Diese Ausgangslage macht es erforderlich, dass die jeweiligen Projektverantwortlichen sich jeweils neu orientieren. Dabei spielen die Leistungen im Team eine grössere Rolle als ein ausformuliertes dramaturgisches Konzept.

Dennoch gibt es einige Leitlinien, welche die Dramaturgie am Goetheanum kennzeichnen. Diese werden in der Regel jedoch nicht ausformuliert. Wichtig sind unter anderem die besondere Aufmerksamkeit auf den Menschen und seine Wesensglieder sowie menschliche Bewusstseinserfahrungen. Der Mensch steht für die Inszenierung und Erfahrung im Mittelpunkt. Rudolf Steiner suchte stets nach hilfreichen und erhellenden Einsichten und Anschauungsmethoden, um den Menschen ihren Wert und ihre Einzigartigkeit zu vermitteln. Dieses Anliegen prägt auch die inszenatorische Arbeit am Goetheanum.

(ah)